Family Feud


von Seppatoni
19.07.2004

"Wir haben einhundert Leute gefragt..." - Diese Worte allein dürften bei regelmäßigen TV-Konsumenten bereits verraten, um was es in diesem Spiel geht. Family Feud ist nämlich eine bekannte und beliebte Gameshow, welche in Deutschland als Familien Duell, moderiert von Werner Schulze-Erdel, bekannt wurde. Während die Sendung hierzulande von RTL 2003 aus dem Programm gekippt wurde, unterhält Family Feud in den Vereinigten Staaten seit 1976 das TV-Publikum.

In der Sendung - und damit natürlich auch im NES-Spiel - treten 2 Familien mit je 5 Mitgliedern gegeneinander an. Zu Beginn jeder Spielrunde kommt es immer zum Duell zwischen zwei Familienmitgliedern mit dem selben Status, also Väter, Mütter, Kinder oder auch Omas. Der Moderator stellt daraufhin hin eine Frage, welche ebenfalls hundert anderen Personen gestellt wurden. Die Kandidaten müssten nun erraten, welche Antwort am häufigsten genannt wurde. Wer den Buzzer am schnellsten drückt, darf von den beiden zuerst antworten. Ist die Antwort nicht auf Platz 1, so hat der Gegner noch einen Versuch, eine besser platzierte Lösung zu finden. Der Sieger dieses Duells entscheidet dann, ob man selber weiterspielen möchte, oder die Weiterführung des Spiels dem Gegner überlässt.

Die Mitglieder der weiterzockenden Gruppe dürfen nun nacheinander weitere Antworten zur gestellten Frage geben. Sind sämtliche Antworten aufgedeckt worden, behält man die Punkte, nennt man jedoch 3 falsche Begriffe, so hat die gegnerische Familie die Möglichkeit mit einer richtigen Lösung sämtliche in dieser Spielrunde erzielten Punkte zu ergattern - sollte auch sie scheitern, bleiben die Punkte bei den Gegenspielern. So geht es über mehrere Runden, in späteren Duellen geht es gar um die doppelte, bzw. dreifache Punktzahl. Diese werden jeweils in Dollar dem Konto gutgeschrieben. Wer nach den vier komplett absolvierten Spielrunden am meisten Punkte eingeheimst hat, der darf im Finale antreten und ist gleichzeitig auch in der nächsten Sendung wieder mit dabei. Im Finalspiel beantworten zwei Familienmitglieder getrennt voneinander innerhalb eines knappen Zeitlimits 5 Fragen, die im selben Stil wie in der Vorrunde gestellt werden, um noch einen ordentlichen zusätzlichen Batzen einzuheimsen.

Während man in der TV-Sendung nach maximal 5 Sendungen den letzten Auftritt hat, ist das Ziel des NES-Spiels total US$ 20'000 zu gewinnen. Und das kann - mit etwas Pech - ganz schön lange dauern, im extrem Fall wohl bis zu 40-50 Runden. Hier vermisst man schmerzlichst eine Fortsetzungsmöglichkeit via Passwort oder gar Batteriespeicher. So wird man das Spiel eher für eine Runde zwischendurch gebrauchen, als um es komplett durchzuspielen. Für zusätzlichen Spaß sorgt der Zweispieler-Modus, bei welchem mit einem Mitspiele um die Wette geraten werden kann. Da das Spiel lediglich als US-Version erhältlich ist, sind zudem außerordentlich gute Englisch-Kenntnisse vonnöten, um eine Chance in der Gameshow zu haben. Bei auf die USA bezogenen Fragen (beispielsweise über dortige Tankstellen-Marken oder in welchen Staaten die meisten Früchte wachsen) wird es hingegen bereits knifflig bis unmöglich, mehrere korrekte Antworten zu nennen.

Aus Steuerungssicht konnte man bei diesem Titel nicht allzu viel falsch machen. Die Wort-Eingabe via Steuerkreuz und A-Taste funktioniert dank des optimalen Buchstabenblocks wunderbar und blitzschnell, ansonsten gibt es nicht viel zu tun. Die Präsentation des Spiels orientiert sich natürlich ganz an der TV-Vorlage. Sowohl die Bühne, wie auch die Anzeigetafel wurden originalgetreu übernommen. Allerdings meinte man es teilweise sogar etwas zu gut. So lässt sich der Moderator jeweils sehr viel Zeit, begrüßt beispielsweise vor jedem Spiel jedes einzelne Familienmitglied, und drückt den weiblichen Mitspielern auch einen dicken Schmatzer auf die Lippen (!). Die wenigen Animationen der Hauptdarsteller wirken abgehackt, und auch der Rest des optischen Erscheinungsbild haut wohl kaum jemanden vom Hocker.

Ähnlich sieht es auch bei der Musikuntermalung aus. Lediglich ein Musikstück existiert in dem Spiel, welches euch in der kurzen Zeit vom Titelbild bis zur Begrüßung in der Sendung bereits gehörig auf die Nerven geht. Während den Spielrunden herrscht komplette Stille, nur unterbrochen vor einigen wenigen Soundeffekten, beispielsweise beim Aufdecken einer Antwort, oder einem Rauschen, was den Applaus des Publikums darstellen soll, jedoch eher nach dem Wind aus dem Strategiespiel Pirates! klingt.

Family Feud ist eine typische Gameshow-Umsetzung, die zwar die TV-Sendung originalgetreu wiedergibt, aber dennoch nicht überzeugen kann. Der Ablauf der Sendungen zieht sich unnötig in die Länge, die technische Präsentation ist alles andere als berauschend, und auch die fehlende Speichermöglichkeit sorgt dafür, dass kaum jemand bis zum Ziel von US$ 20'000 spielen wird. Zwar hat die Raterei durchaus seinen Reiz, vor allem mit einem menschlichen Mitspieler, aufgrund der vorausgesetzten, guten Englischkenntnisse dürfte auch dieser für viele Spieler rasch verflogen sein.

Für eingefleischte Fans des Familien Duells mit hervorragenden Englisch- und USA-Kenntnissen, die dürfen mit diesem Titel sicher die ein oder andere spaßige Runde warten, alle anderen hoffen hingegen lieber auf eine Rückkehr der Sendung ins hiesige TV-Geschehen.


Wertung


4/10

Kommentare



Seppatoni
An sich wäre das Prinzip der Show ja ganz spaßig für ein Videospiel. Aber irgendwie will der Spaß nicht so richtig aufkommen. Allzu oft sieht man sich mit unbekannten Begriffen aus dem US-Alltag konfrontiert. Kommt der miserable Sound und die nonstop grinsenden, hampelmannmäßig animierten Kandidaten hinzu und schon ist es um die nette Spielidee geschehen. Für eine Runde zwischendurch ab und zu verträglich, mehr aber auf keinen Fall.



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